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«Mit der Zeit wurden die Elefanten im Raum kleiner, es gab ein Miteinander»

  • chantaljaun
  • vor 1 Stunde
  • 3 Min. Lesezeit

Menschen und Gesichter aus der Welt des Recycling

In unserer neuen Interviewreihe «Nachgefragt – Menschen aus der Welt des Recyclings erzählen» sprechen wir mit Persönlichkeiten, die dem Getränkekarton-Recycling ein Gesicht geben. Menschen, die etwas bewegt haben – sei es durch ihre berufliche Laufbahn, persönliche Erfahrungen oder ihren Einsatz für Umwelt- und Ressourcenschutz. Wir fragen nach: Was haben sie erlebt? Welche Erkenntnisse haben sie gewonnen? Und wie sehen sie die Zukunft des Getränkekarton-Recyclings in der Schweiz? Wir wollen mehr erfahren über ihre Perspektiven, ihre Aha-Momente – und was wir alle von ihnen lernen können.


Das erste Gespräch führten wir mit Wolfgang Wörnhard. Als ehemaliger Präsident von RecyPac hat Wörnhard die Gründungsjahre der Branchenorganisation, die schweizweit eine flächendeckende Sammlung für Getränkekartons und Kunststoffe aufbaut, miterlebt und mitgeprägt.



Lieber Wolfgang, wie bist du zu RecyPac beziehungsweise RecyPac zu dir gekommen?


Im Jahr 2022 fand die erste Kontaktaufnahme durch Swiss Recycle statt. Im Rahmen des Projekts «Sammlung 2025» suchte man jemanden, der eine Sitzung moderieren könnte. Das Projekt stockte, es gab unterschiedliche Interessen und Ansichten. Als Mediator habe ich Erfahrungen mit solchen Blockaden und so sind sie wohl auf mich für die Sitzungsleitung gekommen (schmunzeln).


Meine Grundeinstellung ist jeweils unvoreingenommen, ohne eigene Agenda oder Ziele in Diskussionen zu gehen. Es ist wichtig, dass die Bedürfnisse aller Akteur:innen gehört werden. Meine erste Tat war daher simpel: ich veränderte die Sitzordnung und liess die Teilnehmer:innen in einem Halbkreis sitzen. Dies führte dazu, dass sie sich gegenseitig besser sehen und zuhören und somit auch besser verstehen konnten. Anscheinend hatte ich etwas richtig gemacht und so wurde ich von SwissRecycle auch für die Moderation einer zweiten und dritten Sitzung angefragt. Mit der Zeit wurden die Elefanten im Raum kleiner, es konnte ein Miteinander und damit Einigungen erreicht werden.


Als im November 2023 RecyPac gegründet wurde, habe ich der Präsidentschaft mit der Abmachung zugestimmt, dass ich nur in der Startphase dieses Amt übernehme. Mit Kathrin Amacker habe ich das Amt diesen Mai an meine Nachfolgerin abgegeben und wende mich nun anderen Lebensbereichen zu.   



Was war deine Motivation das Recycling in der Schweiz voranzutreiben? Und was nimmst du aus diesen RecyPac-Gründungsjahren mit?


Wolfgang Wörnhard von der Branchenorganisation RecyPac erzählt aus der Welt des Getränkekarton-Recycling

Den Kreislaufgedanken hinter dem Projekt «Sammlung 2025» habe ich sofort verstanden – in meiner Vergangenheit hatte ich bereits Erfahrungen mit Recyclingthemen. In den 1980er-Jahren organisierten wir die regelmässige Papiersammlung – ich war damals für ein grosses Schweizer Verlagshaus tätig –, denn zuvor wurden Zeitungen nur sporadisch gesammelt und ein Grossteil in der Schweiz schlichtweg verbrannt. Ähnlich wie heute beim Recycling von Getränkekartons begegneten mir auch damals viele Widerstände und emotionale Argumente, die es zu entkräften galt. Heute ist die Papiersammlung in der Schweiz eine Selbstverständlichkeit, das Gleiche – so wünsche ich mir – sollte in ein paar Jahren für die stoffliche Verwertung von Getränkekartons der Fall sein.


Und was ich mitnehme? Zurzeit lese ich das Buch «Haltung erweitern.» Es geht darum, wie sich im Laufe unseres Lebens unsere Haltung verändert; vom Kleinkind das sehr Ich-zentriert ist, bis zur Lebensphase – in der ich mich momentan befinde – in der es vor allem um Akzeptanz verschiedener Ansichten und Haltungen geht. Ich denke, das nehme ich aus den Gründungsjahren von RecyPac mit: Wir alle können lernen die Haltungen und Bedürfnisse anderer zu verstehen, auch wenn wir mit diesen nicht einverstanden sein müssen.

 


Was sind deine Wünsche für das Getränkekarton-Recycling in der Schweiz?


Mein erster Wunsch ist, dass der Bundesrat eine Verordnung erlässt, welche die Branchenorganisation RecyPac so fördert, dass schweizweit die Sammlung und das Recycling von Getränkekartons und Kunststoffen möglich wird – und nicht nur dort, wo es sich finanziell lohnt.


Mein zweiter Wunsch ist, dass sich die Sammelmengen in der Schweiz relativ zügig steigern, damit neue Infrastrukturen geschaffen werden können, die eine hochwertige Sortierung und Verwertung im Inland ermöglichen.


Das Gespräch führten Lara Gruhn und Chantal Jaun

 
 
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